Wir haben für das Berichtjahr 2023 alle Fachgesellschaften, die in die Versorgung onkologischer Patient:innen involviert sind, zu Themen befragt, die den Diskurs innerhalb des Faches geprägt und vielleicht zu Maßnahmen geführt haben. Besonders hat uns nicht zuletzt die Frage interessiert, wie die Fachgesellschaften zum Thema künstliche Intelligenz stehen, diese bereits nutzen oder dafür in Zukunft eine Rolle sehen. Nachfolgend haben wir alle Fachgesellschaften aufgelistet, die uns ihre Statements übermittelt haben.
Zusammenfassend kann man sagen, dass alles, was mit der Implementierung neuer Therapien im weitesten Sinn zu tun hat, mit den jeweils fachspezifischen Besonderheiten im Hinblick auf Modalität, Setting oder Zugang, ein Topthema ist. Organisiertes Screening wird intensiv diskutiert, und innerhalb der OeGHO war ein Schwergewichtthema die Etablierung der Cancer Nurse. Fortbildungsveranstaltungen und Kongresse – häufig genannt werden Besuch und Organisation sowie Implementierung des neuen Wissens – lassen sich dementsprechend als sinnstiftende Maßnahme
von Fachgesellschaften zusammenfassen, dienen der Vernetzung und sorgen für Awareness. So fließt in Fortbildungsaktivitäten zunehmend eine „junge Schiene“ ein, um Begeisterung für das Fach zu wecken. Presseaussendungen und Broschüren spielen ebenfalls eine Rolle. Manchen Klischees ist aber offenbar nur schwer beizukommen. So bestimmt der „schrullige, allwissende Pathologe im Seziersaal“ häufig noch das mediale Bild. Gemessen an den Weichenstellungen einer diagnose- und therapierelevanten, modernen (Molekular-)Pathologie könnte dieses Bild kaum widersprüchlicher sein.
Stichwort künstliche Intelligenz: Je nach Fachgebiet ist der Grundtenor eine Offenheit gegenüber den Entwicklungen, findet künstliche Intelligenz in der Routine bereits statt, hat diese – wenn etwa ChatGPT danach gefragt wird und selbst eine Antwort gibt – auch emotionale Qualitäten (dies wurde von der Österreichischen Palliativgesellschaft herausgefunden), wird aber den menschlichen Kontakt und die zwischenmenschliche Fürsorge nicht ersetzen können.
Die Wichtigkeit der Strahlentherapie: Für Kinder und Jugendliche mit Hochrisiko-Leukämie ist die Transplantation von gesunden Blutstammzellen die wichtigste Immuntherapie für eine Heilung. Die klassische Vorbehandlung besteht aus Ganzkörperbestrahlung und Chemotherapie. Seit 2013 wird im St. Anna Kinderspital und in der St. Anna Kinderkrebsforschung die Rolle der Ganzkörperbestrahlung untersucht, da diese zum Teil mit bleibenden Spätfolgen assoziiert ist. Erste hochrangig publizierte Ergebnisse bestätigen eine Überlegenheit der Ganzkörperbestrahlung, die nachfolgend in einer geringeren Dosis geprüft wird.
Bestimmende Themen in der Therapie fortgeschrittener Hauttumoren waren die neoadjuvante Therapie mit Checkpoint-Inhibitoren beim Melanom und kutanen Plattenepithelkarzinom, die adjuvanten Therapien bei Hochrisiko-Primärtumoren und die Therapie nach Progression unter allen zugelassenen Therapien (PD-1- basierte Immuntherapie, BRAF/MEK-Inhibitoren). Während die neoadjuvante Immuntherapie und die adjuvante Therapie beim Melanom in den Stadien IIB und IIC bereits in der Routine Anwendung finden, ist die Therapie von Patient:innen nach Ausschöpfen der zugelassenen Therapielinien ein noch ungelöstes Problem.
Ein viel diskutiertes Thema war die zunehmende Rolle bzw. Etablierung der Immuntherapie insbesondere bei Mismatch-Repair-defizienten Rektumkarzinomen sowie bei Leber- und Gallengangskarzinomen. Auch die Strategie zur Kolorektalkarzinomvorsorge war Gegenstand von Diskussionen, vor allem im Hinblick auf ein organisiertes Screening, d.h. mit Einladung zur Screening-Koloskopie. Vor dem Hintergrund einer hochrangig publizierten Studie ist festzuhalten, dass das Um und Auf für den Nachweis einer Reduktion CRC-bedingter Todesfälle die simple Tatsache ist, dass eingeladene Personen auch tatsächlich ihre Koloskopie erhalten.
Therapierelevante Phase-III-Studien, personalisierte Nuklearmedizin in Zeiten künstlicher Intelligenz: Mit Zunahme der Patientenzahlen werden bei drohendem Personalmangel neue Zugänge notwendig. So hat erst vor wenigen Jahren die NETTER-1-Studie zur Zulassung der Radioligandentherapie mit Lutetium-Oxodotreotid bei metastasierten neuroendokrinen Tumoren des Gastrointestinaltrakts (GEP-NET) geführt. Aktuell erfolgte auf Basis der Phase-III-Studie VISION im März 2023 die EMA-Zulassung der Radioligandentherapie mit Lutetium-PSMA beim metastasierten, kastrationsresistenten Prostatakarzinom.
Ein zentrales Thema auf internationalen Kongressen ist das Lungenkrebs-Screening sowie in der Fachgesellschaft die Frage, wie dieses in Österreich implementiert werden könnte. Daneben spielt die molekulare Testung eine zentrale Rolle in der Behandlung von Lungenkrebs – zahlreiche neue zielgerichtete Substanzen wurden im vergangenen Jahr zugelassen und bieten Patient:innen bessere Therapieoptionen. Zudem hat der Einsatz der Immuntherapie in frühen Tumorstadien (neoadjuvant, perioperativ) an Stellenwert zugenommen und wird auch in den kommenden Jahren ein bestimmendes Thema in der Behandlung von Lungenkrebspatient:innen sein.
Nur wenige Fächer in der Medizin haben einen derart radikalen Wandel des Aufgabengebietes durchgemacht wie die klinische Pathologie und Molekularpathologie. Bei fast jeder Tumorneudiagnose wird mittlerweile auch die Therapie maßgeblich durch Untersuchungen der Patholog:innen mitbestimmt. Das Auseinanderklaffen zwischen dem medialen Bild des schrulligen, allwissenden Pathologen im Seziersaal und der „Wirklichkeit“ erschwert es, auch junge Kolleg:innen für dieses Fach zu begeistern. In einigen Bundesländern Österreichs kann eine
reguläre Befundung nur mehr mit zum Teil massiver Verzögerung stattfinden.
Die ÖGRO hat als einen zentralen Punkt den Weg in die Zukunft bestimmt: Technische Errungenschaften in der Radiotherapie mit dreidimensionalen Echtzeitbildern (IGRT), hochpräziser Rundumbestrahlung (VMAT) oder hochenergetischer Ionentherapie bieten verträglichere und noch gezieltere Behandlungen. Dies erfordert neben apparativen vor allem auch personelle Ressourcen. Im Hinblick darauf wurde in einem mehrjährigen Projekt von ÖGRO und Young ÖGRO die „Corporate Identity“ der Radioonkologie analysiert und geschärft, und zwar mit dem Leitfaden: „Immer am Punkt. Wir leben Medizin in jeder Zelle unseres Körpers.“
Ein wesentliches Element der Kommunikation der eingangs erwähnten Themen ist der vorliegende Krebsreport, in dem Daten und Fakten zum Stand der Krebsversorgung in Österreich verschiedenen Stakeholdern auf hohem Niveau vermittelt werden. Die junge Schiene ist durch die YHOGA (Young Hematologists & Oncologists Group Austria) repräsentiert.
Zudem unterstützen wir umfassend die Etablierung der Cancer Nurse. Weiters wurden Expertenpapiere publiziert und es besteht eine enge Kooperation mit der Deutschen Fachgesellschaft (DGHO) beim Thema HTA-Assessment hinsichtlich neuer EU-Regularien. Nicht zuletzt bemühen wir uns, Studientätigkeit als qualitätssichernde Maßnahme zu vermitteln.
Die wichtigste Maßnahme ist ein breitflächiger und zeitnaher Wissenstransfer bzw. Wissensaustausch. Wir erreichen das einerseits durch regelmäßige gynäkoonkologische Kongresse und andererseits durch immer mehr Online-Fortbildungen (z.B. Journal Clubs, AGO-Podcasts, digitale Fallpräsentationen), die flexibel und anlassbezogen abgerufen werden können. Bei wichtigen gesellschaftlichen Gesundheitsthemen wie etwa der HPV-Impfung versuchen wir mit unserer medizinischen Expertise beratend und aufklärend präsent zu sein.
Erste Erfahrungen mit „Patient-reported Outcomes“: An der Medizinischen Universität Innsbruck erfolgte die Implementierung einer App (ePROtect) zur täglichen Erfassung von „Patient-reported Outcome Measurement“ zur Optimierung der Behandlung von Kinderkrebserkrankungen. Hauptziel ist eine bessere Lebensqualität der jungen Patient:innen (besseres Verständnis von Bedürfnissen, verbesserte Kommunikation, Optimierung der supportiven Therapie). Mittels BaluMed wird AI genützt, um ärztliche Befunde in eine verständliche Sprache zu übersetzen und somit das Verständnis medizinischer Maßnahmen zu verbessern.
Die wichtigste Maßnahme ist die Teilnahme an internationalen Studien und Kooperationen, um neue Therapieansätze zeitnah anbieten und etablieren zu können. Durch die sehr gute Zusammenarbeit innerhalb der Arbeitsgruppe Melanom und Dermatologische Onkologie (AMDO) konnte auch im letzten Jahr vielen Patient:innen die Teilnahme an einer klinischen Studie ermöglicht werden. Zusätzlich ist eine eigene translationale und klinische Forschung notwendig, um international als Standort wahrgenommen zu werden. Auch hier gibt es durch „Investigatorinitiated Studies“ aus Österreich (z.B. Nivo-SQUACS, neo-BCC) sehr gute Projekte.
Die ÖGGH hat sich maßgeblich in die aktuelle Empfehlung des Bundesministeriums für Soziales, Gesundheit, Pflege und Konsumentenschutz zur Einführung eines organisierten Darmkrebs-Screeningprogramms in Österreich eingebracht und ist im ständigen Austausch mit maßgeblich Verantwortlichen unseres Gesundheitssystems wie z.B. der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) und der Österreichischen Ärztekammer (ÖÄK), um die bestmögliche Umsetzung dieser Empfehlung für unsere Patient:innen zu gewährleisten. Dazu ist die ÖGGH auch in den nötigen standespolitischen Diskussionen und Problemlösungen sehr aktiv.
Ausbau des ambulanten/extramuralen Leistungsangebots: Aktuell werden nuklearmedizinische Leistungen (Diagnostik und Therapie) in Österreich und Deutschland fast ausschließlich intramural an nuklearmedizinischen Therapiestationen erbracht. Mit zunehmenden Indikationen zur PET-CT und zur Radioligandentherapie, insbesondere beim Prostatakarzinom, ist eine flächendeckende Versorgung durch die bereits jetzt ausgelasteten nuklearmedizinischen Einheiten in Zukunft nicht mehr möglich. Der Ausbau des niedergelassenen Bereichs sowie die Refundierung dort erbrachter Leistungen sind daher essenziell.
Es findet ein regelmäßiger Austausch der zusammenarbeitenden Fachgesellschaften (z.B. Pathologie, Radiologie, Thoraxchirurgie, Onkologie) im Rahmen von Fortbildungen und Kongressen statt.
Die ÖGPath/IAP versucht, mit der „Future Academy“ das Fach für junge Kolleg:innen deutlich attraktiver zu machen. Mit der „In Vitro Diagnostic Regulation“ (IVDR) sind die Anforderungen an klinischpathologische Laboratorien gestiegen. Die ÖGPath/IAP Austria unterstützt alle österreichischen Institute für klinische Pathologie und Molekularpathologie bei der Akkreditierung. Ein Schwerpunkt liegt auf der Vernetzung mit Fachgesellschaften anderer Länder. Nicht zuletzt wird 2025 der weltweit größte Kongress für Pathologie, der European Congress for Pathology, nach mehr als 50 Jahren erstmals wieder in Wien stattfinden.
Der soziale Austausch und die Ausbildung der nächsten und übernächsten Generation der Radioonkolog:innen, Medizinphysiker:innen und Radiologietechnolog:innen stehen intensiv im Zentrum. Zweimal jährlich stattfindende, durch Österreich rotierende Young-ÖGRO-Fortbildungsveranstaltungen sind ein von allen unterstützter, viel beachteter Fixtermin. Als Konsequenz des Erfolges und der großen Akzeptanz der Young ÖGRO wurde die Gruppe der Young Professionals der ÖGRO gegründet und mit Expert:innen aus Radioonkologie und Nachbardisziplinen ein modernes Fort- und Weiterbildungskonzept der ÖGRO etabliert.
Die ÖGS als einzige interdisziplinäre Fachgesellschaft ist schon von ihrer Sruktur her prädestiniert, um den regen akademischen und klinischen Gedankenaustausch aller diagnostischer und therapeutischer Aspekte des Mammakarzinoms zu ermöglichen. Dies wird durch die regelmäßige Organisation entsprechender Kongresse und Veranstaltungen, Newsletter und Aussendungen sowie Stellungnahmen zu aktuellen Entwicklungen gefördert.
Die OPG hat auf www.palliativ.at abrufbare Stellungnahmen und Presseaussendungen zum assistierten Suizid (damit verbunden ist auch die Gründung der Plattform www.ascirs.at), zum Sterbeverfügungsgesetz, zum Hospiz- und Palliativfondsgesetz, zur palliativen Notfallmedikation in Pflegeheimen, zum Schmerzmittelmangel im Palliativbereich, zu COVID-19 und zur Anstellung von Ärzt:innen im mobilen Palliativbereich veröffentlicht, außerdem die Broschüre „20 Jahre OPG“.
Es gibt keine Berührungsängste, wir widmen uns dieser Thematik auf Kongressen. Das Thema kann in verschiedenen Richtungen essenziell sein: sei es bei der Bildgebung, in der Pathologie oder bei der Bewertung molekularer Parameter. Hierzu gibt es Modelle, die bereits genutzt werden, wie z.B. Telemedizin oder Symptomabfragungen im weitesten Sinne, die AI-unterstützt aufgenommen und weitergeleitet werden können. AI wird aber wohl nicht den empathischen Umgang, eine empathische Gesprächsführung oder die Interdisziplinarität des Faches ersetzen können.
Dieser Bereich wird immer bedeutender. In sehr vielen Fällen sprechen wir von „Machine Learning“-Ansätzen. Diese umfassen die Bereiche radiologische und pathologische Diagnostik sowie Datenverarbeitung und -auswertung. Im experimentellen Bereich gibt es eine Vielzahl an Konzepten zur Entscheidungsfindung z.B. in Tumorboards, aber auch in der Chirurgie. Gerade durch den Einsatz der Roboterassistierten Laparoskopie werden sich hier in naher Zukunft im Bereich der „Augmented Reality“ neue operative Hilfestellungen entwickeln.
Einsatz artifizieller Intelligenz bei zwei Hirntumoren bei hohem Risiko im Kindesalter (Neuroblastom, diffuses intrinsisches Ponsgliom – DIPG). Das EU-geförderte PRIMAGE-Projekt befasste sich erstmalig mit der AI-Anwendung für medizinische Bildgebung. Die PRIMAGE-Plattform enthält Bilddaten von 1.098 Neuroblastom-Patient:innen und 69 Patient:innen mit DIPG. Modernste Algorithmen des maschinellen Lernens, einschließlich Deep-Learning-Ansätzen, wurden eingesetzt, um mit hoher Präzision die automatische Tumorabgrenzung zu erleichtern, die Extraktion bildgebender Biomarker zu rationalisieren und den Weg für effizientere und konsistentere Tumorbeurteilungen zu ebnen.
Die künstliche Intelligenz spielt im Forschungsbereich vor allem in der Diagnostik und Biomarkeranalyse eine Rolle, etwa die Anwendung AI-basierter Systeme im Bereich Früherkennung von Hautkrebs mittels Dermatoskopie. Im Rahmen von internationalen Kooperationen wurden hochrangig publizierte Projekte mit führender Beteiligung österreichischer Kolleg:innen durchgeführt. Darüber hinaus wird stark an AI-basierten Vorhersagemodellen bezüglich Therapieansprechen und Erkrankungsrisiko, oft basierend auf einer Analyse von histopathologischem Material, geforscht.
AI kann zu einer wichtigen Unterstützung in der Früherkennung, Diagnostik und Therapie gastrointestinaler und hepatobiliärer Karzinome werden. Dies betrifft vor allem die Pathologie, die Radiologie, aber auch die Endoskopie, wo beispielsweise die Diagnose von Tumorerkrankungen erleichtert und beschleunigt werden kann, da AI Tumorgewebe sicher, reproduzierbar und ermüdungsfrei erkennen wird können bzw. dies in manchen Bereichen auch bereits kann. Zudem können AI-Anwendungen zur Prognoseeinschätzung beitragen, da sie molekulare und genetische Informationen aus digitalen histologischen Schnitten ableiten kann. Letzteres kann auch für die Entwicklung von Biomarkern hilfreich sein und die personalisierte Therapie erleichtern.
Schon heute wird AI in der PET/CT-Bildrekonstruktion zur Verbesserung der räumlichen Auflösung eingesetzt und damit die Interpretation der Aufnahmen verbessert. Da im Vergleich zur Radiologie durch fehlende Standardisierung der Untersuchungsprotokolle und Einsatz unterschiedlicher radioaktiver Markierungen sehr heterogene Datensätze anfallen, sind automatische Bildinterpretationen durch den Einsatz von mathematischen Algorithmen in Form von „Machine Learning“ oder „Deep Learning“ nur sehr eingeschränkt möglich. Allerdings wurde ein Ansatz im Hinblick auf KI zur automatischen Auswertung von Skelettszintigrafien bereits publiziert.
Zwei große internationale Studien zum Lungenkrebs-Screening messen der Früherkennung von Lungenkrebs mit Low-dose-CT einen wesentlichen Stellenwert bei. Dadurch wird auch der Bedarf an Bildanalysen immer größer. Der Einsatz von AI zur Erkennung von Lungenrundherden und zur Einschätzung ihrer Dignität könnte Radiolog:innen entlasten und die Screeningeffizienz steigern.
Auch in der Pathologie erscheint der Einsatz von AI sinnvoll. Whole-slide Imaging als digitale Histopathologie kann Patholog:innen helfen, Tumorzellen zu erkennen, histologische Subtypen zu klassifizieren und das PD-L1-Scoring zu bestimmen.
Die Verhandlungen zur Einbindung von Befunden der Patholog:innen in das ELGA-System wurden vor mehr als zehn Jahren unterbrochen. Die vielerorts nur schleppende Umsetzung der Digitalisierung verschärft diese Situation zusätzlich. So sind derzeit lediglich einige universitäre Institute, allerdings auch zahlreiche niedergelassene Patholog:innen, mit ausreichenden Möglichkeiten der digitalen Verarbeitung von Schnitten ausgestattet. Auch in diesem Bereich unterscheidet sich die gelebte Wirklichkeit vom medialen Bild einer Ablösung von Fächern wie Pathologie durch „künstliche Intelligenz“.
Künstliche Intelligenz (KI) hat bereits den Weg in die klinische Praxis der Radioonkologie gefunden: Die zur Therapiesteuerung benötigte Segmentierung von Normalgewebsstrukturen wird vielerorts bereits durch KI unterstützt, was die weitere Optimierung von Therapieplänen fördert.
Vor allem in den diagnostischen Fächern Radiologie und Pathologie ist durch die rasanten Entwicklungen der AI und insbesondere des „Machine Learning“ und des „Deep Learning“ sowie durch die Integration von „Big Data“ bereits in den nächsten zwei bis drei Jahren mit essenziellen Veränderungen zu rechnen. Zusätzlich wird in diesen Fächern auch die Telediagnostik schon sehr bald eine immer größere Rollle spielen, wobei dies durch den praktisch weltweit bestehenden und immer größer werdenden Spezialistenmangel für die Aufrechterhaltung einer adäquaten klinischen Patientenversorgung auch dringend notwendig erscheint.
Artificial Intelligence findet in der Urologie zum Teil bereits als Routine statt:
MRT-Diagnostik der Prostata: assistierter AI-Befund der Prostata nach der PI-RADS-Klassifikation (= Bewertung und Wahrscheinlichkeitskalkulation zum Vorliegen eines Prostatakarzinoms)
Pathologie: unterstützende Software in der Zytologiebefundung beim Transitionalzellkarzinom der Blase
Ausblick: Es gibt zunehmend mehr Möglichkeiten für AI in der Uro-
Radiologie und der Uro-Pathologie, sicherlich aber auch in der Tumornavigation bei der Roboter-assistierten Chirurgie, dies vor allem bei uroonkologischen Operationen an Niere, Prostata und Lymphknoten.
Die AI selbst gibt darauf folgende Antwort:
Wichtig ist: AI kann in der Palliativversorgung nicht den menschlichen Kontakt und die zwischenmenschliche Fürsorge ersetzen; sie soll als unterstützendes Werkzeug betrachtet werden.