Die Gesprächsführung zwischen Angehörigen der Gesundheitsberufe und Patient:innen stellt ein zentrales klinisches Werkzeug dar und ihre Qualität kann Gesundheitsoutcomes, Patientenzufriedenheit1–3 sowie die Patientensicheraheit4 verbessern. Es ist bekannt, dass klinische Erfahrung nicht zwingend zu einer Steigerung kommunikativer Kompetenzen bei Gesundheitsberufen führt. Im Gegenteil: Ohne Auffrischung gehen diese Kompetenzen im beruflichen Alltag bald wieder verloren, auch wenn sie in der Ausbildung erlernt wurden. Studien zu Kommunikationstrainings in der Onkologie zeigen, dass diese patientenzentriertes und -unterstützendes Verhalten in der Gesprächsführung von Angehörigen der Gesundheitsberufe nachhaltig verbessern2, 3, 5–11, zu einer Veränderung ihrer Haltung und Einstellung führen3, 6, 9, 11 und die Selbstsicherheit im Umgang mit schwierigen Situationen erhöhen.2, 3, 5, 8, 10
Daher wurde im Rahmen des Nationalen Krebsrahmenprogramms und in Umsetzung der bundesweiten Strategie zur Verbesserung der Gesprächsqualität in der Krankenversorgung12 ein Curriculum für ein Kommunikationstraining für Gesundheitsberufe in der Onkologie auf Basis einer Bedarfserhebung entwickelt. Das Curriculum basiert auf einem in internationaler Kooperation entwickelten Qualitätsstandard13 und wird von zertifizierten Trainer:innen des bundesweiten Trainer:innen-Netzwerks der Österreichischen Plattform für Gesundheitskompetenz (ÖPGK)* in Zusammenarbeit mit ausgebildeten Schauspielpatient:innen umgesetzt. Das Curriculum wurde pilotiert und wurde seit 2022 in insgesamt 18 Einrichtungen und mit 160 Teilnehmer:innen, teilweise gefördert aus Mitteln des Krebsrahmenprogramms und der Agenda Gesundheitsförderung, umgesetzt.
Zehn Pilottrainings wurden im Hinblick auf die Zufriedenheit der Teilnehmer:innen und die selbst eingeschätzten Lernerfolge evaluiert. Insgesamt beteiligten sich 67 Personen an der Evaluation, wovon ca. 75% Frauen und 25% Männer waren. Der größte Anteil an Befragungsteilnehmenden bestand aus Ärztinnen und Ärzten (54%), 19,4% kamen aus der Gesundheits- und Krankenpflege und weitere 11,9% aus dem Bereich der medizinisch-technischen Dienste. Die restlichen Teilnehmer:innen gaben als beruflichen Hintergrund Psychologin bzw. Psychologe (7,5%), Studierende:r (4,5%), oder sonstiges (1,5%) an bzw. machten hierzu keine Angabe (1,5%).
Die Zufriedenheit der Teilnehmer:innen mit den Trainings war sehr hoch: Sie bewerteten die Kommunikationstrainings insgesamt mit der Schulnote „sehr gut“ (M** = 1,1; SD*** = 0,3). Die Befragten schätzten ihre Kompetenzen nach dem Kommunikationstraining in fast allen abgefragten Bereichen im Durchschnitt signifikant höher ein als retrospektiv vor Beginn des Trainings und es wurden durchgängig starke Lerneffekte (|d|**** ≥ ± 0,8) identifiziert.14
„Dieses Seminar sollte allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern unseres Hauses ermöglicht werden!“
„Ausgezeichnet aufgebauter Kurs, insbesondere im Hinblick auf Themengebiete/Inhalte, klinische Relevanz und Art der Ausführung/Organisation.“
„Wird definitiv weiterempfohlen!“
Marlene Sator,
Benjamin Kölldorfer
* https://oepgk.at/schwerpunkte/gute-gespraechsqualitaet-im-gesundheitssystem/oepgk-trainernetzwerk/
** Arithmetisches Mittel
*** Standardabweichung
**** Cohen’s d (Maß der Effektstärke: |d| ≥ 0,2 = klein, |d| ≥ 0,5 = mittel und |d| ≥ 0,8 = groß)1 Lelorain S, Brédart A, Dolbeault S, Sultan S. A systematic review of the associations between empathy measures and patient outcomes in cancer care. Psycho-Oncology 2012; 21:1255–64
2 Back AL, Fromme EK, Meier DE. Training clinicians with communication skills needed to match medical treatments to patient values. Journal of the American Geriatrics Society 2019; 67(S2):441
3 Bos-van den Hoek DW, Visser LN, Brown RF, Smets EM, Henselmans I. Communication skills training for healthcare professionals in oncology over the past decade: a systematic review of reviews. Current opinion in supportive and palliative care. 2019; 13(1):33–45
4 Chen AM, Garcia J, Granchi PJ, Johnson J, Eisele DW. Late recurrence from salivary gland cancer: When does „cure“ mean cure? Cancer 2008; 112(2):340–44
5 Moore PM, Rivera S, Bravo-Soto GA, Olivares C, Lawrie TA. Communication skills training for healthcare professionals working with people who have cancer. DOI: 10.1002/14651858.CD003751.pub4 2018; 1465–858
6 Fallowfield L, Jenkins V, Farewell V, Saul J, Duffy A, Eves R. Efficacy of a cancer research UK communication skills training model for oncologists: a randomised controlled trial. The Lancet 2002; 359(9307):650–56
7 Fallowfield L, Jenkins V, Farewell V, Solis-Trapala I. Enduring impact of communication skills training: results of a 12-month follow up. British Journal of Cancer 2003; 89:1445–49
8 Kaye EC, Cannone D, Snaman JM, Baker JN, Spraker-Perlman H. The state of the science for communication training in pediatric oncology: a systematic review. Pediatric Blood & Cancer 2020; 67(10):e28607
9 Feraco AM, Brand SR, Mack JW, Kesselheim JC, Block SD, Wolfe J. Communication skills training in pediatric oncology: moving beyond role modeling. Pediatric Blood & Cancer 2016; 63(6):966–72
10 Kissane DW, Bylund CL, Banerjee SC et al., Communication skills training for oncology professionals. Journal of Clinical Oncology 2012; 30(11):1242
11 Barth J, Lannen P. Efficacy of communication skills training courses in oncology: a systematic review and meta-analysis. Annals of Oncology 2011; 22(5):1030–40
12 BMGF: Verbesserung der Gesprächsqualität in der Krankenversorgung – Strategie zur Etablierung einer patientenzentrierten Kommunikationskultur. Bundesministerium für Gesundheit und Frauen. Wien, 2016
13 ÖPGK-Trainernetzwerk und tEACH: Kommunikationstrainings für Gesundheitsberufe – Anerkennungskriterien für Trainings und Trainerinnen/Trainer nach ÖPGK-tEACH-Standard. ZSG Projektarbeiten 2019, Beilage zu Projekt 4.2.1. Österreichische Plattform Gesundheitskompetenz (ÖPGK). Wien, 2019
14 Kölldorfer B, Sator M: Evaluationsbericht: Kommunikationstrainings in der Onkologie 2022/23. Kennzahlen – Zufriedenheit – Lerneffekte. Wien, 2023