Comprehensive Cancer Center (CCC) / Comprehensive Cancer Network (CCN)

Die moderne Versorgung von Krebspatien­tInnen unter dem Dach eines Comprehensive Cancer Centers (CCC) ist heute Standard. Dabei können CCCs sehr unterschiedliche Gesichter haben und an verschiedenen Standorten nicht nur in Österreich sehr diversifizierte Organisationsstrukturen aufweisen. Dies ist nicht zuletzt der Fall, da es an die verschiedenen Regionen angepasste Erfordernisse und damit auch Versorgungskonzepte gibt. Mein Appell wäre, dass wir weniger von Zentren sprechen als von Netzwerken, also von einem Comprehensive Cancer Network (CCN). Der Begriff „Zentrum” impliziert immer auch die alleinige Konzentration auf einen Standort. Demgegenüber spiegelt ein Netzwerk jene Organisationsstrukturen wider, die sicherstellen, dass alle KrebspatientInnen einer Region Zugang zu modernster Krebsmedizin bekommen. Voraussetzungen dafür sind Interdisziplinarität, Kooperation, Interprofessionalität und gute Kommunikation zwischen den verschiedenen Fachdisziplinen und involvierten Berufsgruppen, aber auch zwischen den eingebundenen Spitälern und dem extramuralen Versorgungsbereich. Neben dem primären Zugang zu modernster Medizin, zu klinischen Studien, zählt damit auch Outreach zu den Voraussetzungen, das heißt, dass wir PatientInnen und Angehörige über Angebote innerhalb des Netzwerks informieren müssen. Es bedeutet zudem, dass wir PatientInnen über Interessenvertretungen, sogenannte Patient Advocacy Groups, mit in die Diskussion einbinden, welche die optimale Versorgungsstruktur für eine bestimmte Region ist. Es gibt beispielsweise auf europäischer Ebene betrachtet sehr große Unterschiede, ob man ein Versorgungsnetzwerk in einem Ballungsraum wie in Deutschland im Ruhrgebiet oder in einer alpinen Struktur wie in Innsbruck oder in einer Region wie in Trondheim an der Westküste Norwegens etabliert. Das heißt, CCCs oder

Comprehensive-Cancer-Netzwerke sind je nach Region unterschiedlich organisiert; allen gemeinsam ist jedoch, dass sie innovative Krebsmedizin flächendeckend anbieten. Ein aktueller Trend ist zudem, dass sich CCC/CCN untereinander vernetzen. Es gibt in Deutschland eine ganze Reihe an CCC-Verbünden und in Österreich auch eine engere Zusammenarbeit zwischen den verschiedenen regionalen Strukturen, um PatientInnen überregional Zugang zu innovativer Medizin, d.h. zu klinischen Studien und zu neuen Therapieformen bieten zu können. All das geht aber nur, wenn die Politik bereit ist, in diese Strukturen auch zu investieren. Es genügt nicht, dass man OnkologInnen einfach nur die Organisationsaufgaben überträgt, ohne entsprechende strukturelle, personelle und damit auch finanzielle Ausstattung. Darüber hinaus ist es auch essenziell, solche Strukturen durch kontinuierliche Qualitätserfassung zu hinterfragen. Berechtigung misst sich nur an der Sicherstellung einer qualitativ besseren Versorgung. Qualität kann man an harten Outcome-Parametern wie dem Überleben onkologischer PatientInnen messen, darüber hinaus aber auch an weicheren Kriterien wie der Zufriedenheit unserer PatientInnen mit der Versorgungsstruktur. Benchmarks für das Überleben würden etwa gut dokumentierte klinische Krebsregister ermöglichen. Letztendlich gilt es, Qualität zu erfassen, um immer wieder auch Feinadjustierungen im System vorzunehmen und an Effizienzkriterien zu arbeiten. Was ein Comprehensive Cancer Network abschließend auch erfordert, ist die gemeinsame Bereitschaft, Versorgungsstrukturen zum Wohle der PatientInnen zu verbessern. Qualität und Effizienz zu verbessern, kann unter Umständen schmerzhafte strukturelle Neuordnungen mit sich bringen. Dieser Diskussion müssen wir uns nicht zuletzt auch aufgrund der anhaltenden Debatte über die Finanzierung von Spitälern, über Medikamentenkosten und knappe personelle Ressourcen stellen.

Dominik Wolf