HPV-Impfung

Die Impfung gegen HPV (humane Papillomaviren) ist eine der bedeutendsten Maßnahmen zur Vermeidung einer Reihe von Krebsvorstufen und Krebserkrankungen.
Infektionen mit bestimmten Viren, ­Bakterien und Parasiten sind eine der häufigsten und vermeidbaren Ursachen von Krebs weltweit (Lancet Oncology, Juni 2012). Jede fünfte Krebserkrankung weltweit wird von Infektionen verursacht, die größtenteils ­vermeidbar oder behandelbar wären (Harald zur Hausen, Nobelpreisträger für Medizin, 2008). Im Vordergrund stehen hier Infektionen durch humane Papillomaviren (HPV), Bakterien wie Helicobacter pylori oder Hepatitis-B- und -C-Viren (HBV und HCV).

Vier von fünf Personen (Männer, Frauen und Kinder) stecken sich im Laufe ihres Lebens mit HPV an – meist ohne, dass sie es wissen oder bemerken. Die Übertragung erfolgt am häufigsten durch sexuelle Kontakte, kann aber auch durch einfache (Haut-)Kontakte erfolgen (z.B. bei der Geburt von der Mutter auf das Kind). Das Kondom zum Schutz vor HIV und anderen sexuell übertragbaren Erkrankungen kann vor HPV nur teilweise schützen, der Gebrauch ist aber zu empfehlen („Safer Sex“).
Es gibt mehr als 200 HPV-Typen, einige davon sind an der Entstehung von Krebsvorstufen oder Krebserkrankungen beteiligt. Die HPV-Typen 6 und 11 zählen zu den „Niedrigrisiko“- („low risk“) HPV-Typen und sind für über 90% der Genitalwarzen (Kondylome) verantwortlich. Infektionen mit bestimmten HPV-Typen haben ein hohes Risiko („high risk“) für Krebserkrankungen. In Europa sind die HPV-Typen 16 und 18 die häufigsten onkogenen HPV-Typen, die zu Krebsvorstufen und in weiterer Folge zu Krebs von Gebärmutterhals, Scheide, Vulva, Penis und Anus sowie zu Krebsformen im Bereich des Rachens und des Kehlkopfes führen können.

1973 haben Forscher erstmals auf einen Zusammenhang zwischen HPV und Gebärmutterhalskrebs aufmerksam gemacht. 2008 erhielt Harald zur Hausen für diese Entdeckung den Nobelpreis für Medizin. Am weltweiten wissenschaftlichen Durchbruch der HPV-Impfung waren sowohl in der Grundlagenforschung als auch in der Anwendung österreichische ÄrztInnen maßgeblich beteiligt. Nach jahrelanger Forschung und Nachweis der Wirksamkeit und Sicherheit in klinischen Studien sowie weltweiten Zulassungsverfahren ist seit 2006/2007 der HPV-Impfstoff gegen humane Papillomaviren verfügbar, in über 120 Ländern weltweit zugelassen und wurde bereits mehr als 350 Millionen Mal verabreicht. Seit 2016 ist in Österreich ein Impfstoff der zweiten Generation, der HPV-Neunfach-Impfstoff, verfügbar.

Der HPV-Neunfach-Impfstoff (wirksam gegen die HPV-Typen 6, 11, 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58) ist für die Vermeidung von Genitalwarzen, außerdem von Krebsvorstufen und Krebs des Gebärmutterhalses, der Scheide, der Vulva und des Anus zugelassen. Die HPV-Typen 6 und 11 verursachen über 90% der Genitalwarzen, die HPV-Typen 16, 18, 31, 33, 45, 52 und 58 etwa 90% aller Fälle von Gebärmutterhalskrebs und von meist operationspflichtigen Krebsvorstufen.1 Der HPV-Neunfach-Impfstoff ist für Frauen und Männer ab dem 9. Geburtstag zugelassen. Im Rahmen des kostenfreien Kinder-Impfprogramms kommt seit Sommer 2016 der HPV-Neunfach-Impfstoff zum Einsatz.

Die HPV-Impfung war seit 2014 Bestandteil des kostenfreien Kinder-Impfprogramms und stand Mädchen und Buben ab dem vollendeten 9. Lebensjahr bis zum vollendeten 12. Lebensjahr kostenfrei zur Verfügung. Dieses Impfangebot wurde erfreulicherweise gesetzlich neu geregelt und erweitert. Ab Februar 2023 wird die HPV-Impfung kostenlos bis zum vollendeten 21. Lebensjahr angeboten (siehe Kasten: Neuregelung der HPV-Impfung). Die Ausdehnung des Impfprogramms ist ein Meilenstein im Kampf gegen Krebs.

Auch alle Wehrdiener erhalten das Angebot einer kostenlosen HPV-Impfung. Mit Beginn der Basisausbildung wird durch den Militärarzt bzw. die Militärärztin der territorial zuständigen Sanitätseinrichtung  der  aktuelle  Impfstatus erhoben und darauf basierend unter anderem aktuell auch die HPV-Impfung angeboten. Noch vor Beendigung des Grundwehrdienstes wird  bei  Bedarf  ebenfalls  die  2.  Teilimpfung angeboten.

Bis 2030 wird weltweit ein weiterer Anstieg auf 700.000 Fälle von Gebärmutterhalskrebs erwartet – mit 400.000 Frauen, die aufgrund der Erkrankung ihr Leben verlieren. Um dem entgegenzuwirken, braucht es vor allem auch nationale Strategien. Im August 2020 verabschiedete die Weltgesundheitsorganisation (WHO) eine Resolution, in der die Beseitigung von Gebärmutterhalskrebs gefordert und eine Strategie zur Umsetzung verabschiedet wurde. 194 Länder, darunter auch Österreich, haben sich den Zielen für 2030 angeschlossen:

  • 90% HPV-Durchimpfungsrate
  • 70% Screeningabdeckung (Gebärmutterhalskrebs-Früherkennung)
  • 90% Zugang zur Behandlung von Gebärmutterhalskrebs einschließlich Zugang zu Palliativmedizin
     

Am 17. November 2021 – nach dem Ende der 73. Versammlung der WHO – erfolgte der offizielle Start im Rahmen einer von der WHO ausgerichteten virtuellen Veranstaltung. Gleichzeitig wurden u.a. Denkmäler und Gebäude auf der ganzen Welt in der Farbe Petrol/Blaugrün beleuchtet, der Farbe des Bewusstseins für Gebärmutterhalskrebs. Auf Initiative des damaligen Präsidenten der Arbeitsgemeinschaft für Gynäkologische Onkologie (AGO) OA Dr. Christian Schauer erstrahlte das Wiener Riesenrad am 17.11.2021 in Petrol. Die Beleuchtung soll Aufmerksamkeit erregen und viele junge Menschen beider Geschlechter ermutigen, sich impfen zu lassen. Am 17.11.2022 wurde der Grazer Uhrturm in Petrol beleuchtet.

Eine multinationale Markforschungsstudie (IPSOS, 2019) unter 15.000 Menschen in Europa (in 10 Ländern) zu HPV ergab, dass jede/r dritte Befragte noch nie von HPV gehört hat. In Österreich ergab eine aktuelle Umfrage (MSD, 2022; 600 befragte Eltern), dass weniger als zwei Drittel der befragten Eltern wussten, dass es eine Impfung gegen Krebs gibt. 23% gaben an, dass ihr Kind bereits geimpft ist, und 22%, dass sie ihr Kind noch impfen lassen werden.
Leider sind in Österreich keine flächendeckenden Daten über die derzeitige Durchimpfungsrate verfügbar. Aufgrund der Verkaufszahlen des Herstellers geht man von einer Durchimpfungsrate von 40% (bis max. 45%) aus. Das von der WHO vorgegebene Ziel einer 90%igen Durchimpfungsrate kann daher nur erreicht werden, wenn zielgerichtete Informationen (für Kinder und Jugendliche, Erziehungsberechtigte etc.) verstärkt angeboten werden und eine entsprechende Strategie (auf Bundes- und Landesebene) erarbeitet und umgesetzt wird. Eine notwendige Maßnahme wäre auch die Aufnahme der HPV-Impfung in das durch Gesundheitsministerium und Sozialversicherung für Herbst 2023 angekündigte „Nationale Impfprogramm“.


Doris Kiefhaber

Kostenlose HPV-Impfung für Mädchen und
Burschen ausgedehnt bis zum vollendeten
21. Lebensjahr +++ Erstmals auch für Wehrdiener verfügbar +++ Es reichen zwei Impfungen im Abstand von 6–12 Monaten

Die HPV-Impfung ist nachweislich wirksam gegen HPV-assoziierte gynäkologische Krebserkrankungen, Analkrebs, Peniskrebs und Krebs im Mund- und Rachenraum. Bis dato war die HPV-Impfung für Mädchen und Buben vom vollendeten 9. bis zum vollendeten 12. Lebensjahr im Rahmen des Kinder-Impfprogramms kostenlos und vom vollendeten 12. Lebensjahr bis zum vollendeten 18. Lebensjahr zum Selbstkostenpreis erhältlich. Ab dem vollendeten 18. Lebensjahr mussten die vollen Kosten (rd. 620 Euro für die 3er-Impfung) bezahlt werden.

Kostenfreies Impfangebot ausgedehnt:
Mit Februar 2023 wird das kostenfreie Impfangebot auf Jugendliche und junge Erwachsene bis zum vollendeten 21. Lebensjahr erweitert. Das Angebot gilt erstmals auch für alle Wehrdiener.

Niederschwelliger Zugang:
Die HPV-Impfung kann niederschwellig an Schulen (z.B. Schulimpfaktion), bei HausärztInnen, Impfstellen der Bundesländer sowie während des Wehrdienstes in Anspruch genommen werden. Damit können pro Jahr mehrere Hundert Fälle von Krebserkrankungen verhindert werden. Die Zielsetzung des österreichischen Gesundheitsministeriums steht im Einklang mit der WHO-Zielsetzung einer Impfrate von über 90% der jungen Menschen gegen HPV.

Zwei Impfungen ausreichend:
Die Impfung bietet Schutz vor neun HPV-Typen und deckt somit auch die Hochrisiko-Typen mit dem höchsten krebserregenden Potenzial ab. Gemäß der aktualisierten Empfehlung des Nationalen Impfgremiums werden zwei Impfungen im Abstand von 6–12 Monaten verabreicht. Bisher waren ab dem vollendeten 18. Lebensjahr drei Dosen empfohlen. Nach Ansicht der ExpertInnen liegen mittlerweile genügend Daten vor, um bis zum Ende des 21. Lebensjahres bei einem Impfschema mit zwei Dosen zu bleiben.

Impfaktionen erstmals auch im Rahmen des Wehrdienstes:
Jährlich entscheiden sich etwa 16.000 junge Männer für den Grundwehrdienst. Viele von ihnen sind derzeit noch ungeimpft. Nunmehr wird die Impfung auch bei den Stellungskommissionen aktiv beworben. Damit werden alle jungen Männer im Alter von ca. 18 Jahren nochmals auf die Impfung aufmerksam gemacht. Impfen lassen können sich junge Männer dann auf freiwilliger Basis im Rahmen des Wehrdienstes durch den zuständigen Militärarzt oder die zuständige Militärärztin.
Die HPV-Impfungen sind Teil des kostenfreien Impfprogramms, das der Bund jährlich mit ca. 18,5 Mio. Euro finanziert. Zwei Drittel der Kosten der Impfstoffe trägt der Bund, je ein Sechstel wird von der Sozialversicherung und dem jeweiligen Bundesland finanziert. Die Zusatzkosten für die Erweiterung der HPV-Impfung werden auf rund 8,3 Mio. Euro geschätzt. Die Kosten für die Verimpfung übernehmen die Bundesländer.